BlogGrüne BobingenInitiative – Erhaltenswertes und Schützenswertes in Bobingen

26. Februar 20200
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In der bildreichen Präsentation stellten Kulturpreisträger Reinhold Lenski, der Heimatforscher Franz Xaver Holzhauser und der frühere Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Hans Frei ihre reiche Sammlung an Informationen und Hintergründen zu historischen Gebäuden in Bobingen vor. Mit dem Ziel, die Behörden, Besitzer*innen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ein Bewusstsein zu schaffen, leiteten sie den Vortrag mit der Entwicklung und Ausbreitung Bobingens vom Dorf über den Markt zur Stadt ein. In der mittleren Mühle waren im vollbesetzten Saal alle Bürgermeisterkandidaten, diverse Stadträt*innen, der Stadtbaumeister und Interessierte sowie die Presse anwesend.

Definition eines Denkmals

Zu Beginn wurde die Bedeutung des Begriffs Denkmal erklärt. Das Bayrische Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) definiert es im §1 Absatz 1 folgendermaßen: „ Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“

Die drei Experten zeigten einige wichtige Gebäude, die sie in folgenden Kategorien eingeordnet haben:

  1. Denkmäler
  2. Erhaltens- und schützenswert, die in den Denkmalschutz aufgenommen werden könnten
  3. Erhaltens- und schützenswert
  4. Aufmerksamkeit und Rücksicht

Sensibilisierung als gemeinsamer Nenner – Überraschende Präsentation als Streitthema

Nach der Präsentation der Initiative wurde fleißig diskutiert. Einige Anwesende äußerten ihre Überraschung, dass sich ihre Gebäude auf den Listen der Initiative befanden und regten für die Zukunft eine bessere Information und Beteiligung an. Denn sie erfuhren erst aus der Zeitung über die Liste und dass ihre Gebäude dort enthalten waren. Es war Ihnen auch nicht klar, was das bedeutet und welche Schritte die Initiative um die Kulturpreisträger als Nächstes plant.

Alle Anwesenden waren sich einig darüber, dass die Sensibilisierung zur Erhaltung von historischen Gebäuden eine großartige Sache ist und es war wirklich sichtbar, wie viel Herzblut die Kulturpreisträger in die Initiative stecken. „Ohne Herkunftswissen, kein Zukunftswissen“, so fasste Stadtpfarrer Thomas Rauch die Präsentation zusammen.

Stadtbild im Wandel der Zeit – Eine Frage des Geschmacks und der Beteiligung

Bei der Frage nach modernen Gebäuden in der Umgebung von historischen und auch denkmalgeschützten Gebäuden teilten sich die Meinungen. In diesem Zusammenhang äußerte der Städtebaumeister Herr Thierbach sinngemäß, die Stadt sorge sich dafür, dass sich die Gebäude gut in die Umgebung einfügen. Jedoch sei auch zu beachten, dass hier rechtliche Grenzen gesetzt sind und die Eigentümer*innen dann entscheiden. Auch wäre eine größere Bürgerbeteiligung in diesen Fragen wünschenswert.

Zwischenzeitlich wurde es fast schon philosophisch bei der Frage nach der Wahrheit und den Geschmäckern. Stadtpfarrer Rauch gab zu bedenken, dass die Meinungen niemals einseitig und ideologisch sein sollten. Auch Expert*innen würden manchmal gegenteilige Meinungen einnehmen. Die Geschmäcker und die Mode ändern sich auch im Lauf der Zeit.

Vor- und Nachteile des Denkmalschutzes

Am Ende ist der Denkmalschutz auch immer eine Frage des Geldes und des geltenden Rechts. Mit dem Denkmalschutz kommen einige Vor- wie auch Nachteile auf die Besitzer zu. Auf der einen Seite gibt es möglicherweise Fördermittel des Landkreises, des Bezirks, des Staats oder der Städtebauförderung. Anderenfalls gewährt der Staat bei Umbaumaßnahmen Steuererleichterungen, wenn der Umbau dem Denkmalschutz entspricht. Auf der anderen Seite unterliegt ein denkmalgeschütztes Gebäude strengeren rechtlichen Grenzen.

Ein positives Beispiel für eine hervorragende Zusammenarbeit des Denkmalschutzes und den Eigentümer ist das Cosimosinische Schlösschen. Einerseits gab es hier Grenzen, die der Denkmalschutz setzt, aber auch viele gute Ideen und eine starke Unterstützung im Hinblick auf Fördergelder.

Engagement der Höchsträssler und Ausblick in Zukunft

Neben finanziellen Anreizen des Staats sowie von Stiftungen des Denkmalschutzes verleihen die Hochsträssler auch einen Anerkennungspreis, um das Engagement für den Denkmalschutz zu würdigen.

Stadtrat Franz Handschuh brachte an, dass gerade vor den Neubauten und dem damit zusammenhängenden Abriss im Bobinger Stadtzentrum eine komplexe und detaillierte Güterabwägung erfolge. Letztendlich würde dann ein Kompromiss umgesetzt, der natürlich nicht alle Interessen aller Beteiligten und Betroffenen abdecken kann.

Der Heimatverein „D’Hochsträssler“ überlegt, in Zukunft Spaziergänge in Bobingen anzubieten, damit ein größerer Kreis der Bobinger*innen die Schätze in Bobingen selbst näher kennen- und schätzen lernen kann.

Meine Meinung:

Mich persönlich hat der umfangreiche Einblick in die Geschichte und Bedeutung der Gebäude in Bobingen fasziniert. Ich bin begeistert von der Arbeit der Höchsträßler und dem Herzblut, das das Team um Franz Xaver Holzhauser, Reinhold Lenski und Prof. Dr. Hans Frei in die Initiative steckt.

Es wäre aus meiner Sicht besser gewesen, wenn die Hausbewohner*innen und Besitzer*innen der Gebäude im Vorfeld besser informiert und persönlich eingeladen worden wären. Denn in der Diskussion hat die Art und Weise teilweise die Zielsetzung der Initiative überlagert, nämlich für schützens- und erhaltenswerte Gebäude in Bobingen zu sensibilisieren.

In Zukunft möchte ich mich im Stadtrat und als Bürgermeister dafür einsetzen, dass schützens- und erhaltenswerte Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und somit ein Stück unserer Geschichte und Bobinger Identität erhalten bleibt. Zum Beispiel hätte ich mir gewünscht, dass die alte Brauerei in der Stadtmitte nicht nur erhalten, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden wäre. Ein visionärer Geist hätte daraus einen prägenden Ort des sozialen Lebens in unserer Stadt machen können.

von Lukas Geirhos

Stadtrat für Bobingen und seine Ortsteile Siedlung, Straßberg, Burgwalden, Reinhartshausen, Waldberg und Kreuzanger

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